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Kontroverse Sichtweise auf das deutsche Fördersystem für erneuerbare Prozesswärme

Der folgende Artikel ist eine übersetzte Version des von solarthermalwolrd.com veröffentlichen Artikel.

Die Nachfrage nach geförderter Prozesswärme aus erneuerbaren Energien ist in Deutschland im Jahr 2021 gegenüber 2020 deutlich gestiegen. Im Rahmen des deutschen Förderprogramms Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Modul 2 wurden im Jahr 2021 128 Millionen Euro ausgegeben, zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr (50 Millionen Euro). In beiden Jahren wurde die Nachfrage jedoch von Biomasseheizungen dominiert. Im Jahr 2020 wurden rund 90 % für Biomassekessel ausgegeben, im Jahr 2021 waren es sogar 98 %. Solarthermie und Wärmepumpen – die beiden anderen förderfähigen Technologien im Förderprogramm – haben nur wenig profitiert (siehe Grafik oben). Die Grafik basiert auf Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) – einem der Administratoren des Förderprogramms für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft.

Im Rahmen des Förderprogramms können Anträge von Unternehmen aus Industrie und Gewerbe für die Anschaffung eines Biomassekessels, einer Wärmepumpe oder einer Solarthermieanlage zur Emissionsminderung bei der Wärmeerzeugung gestellt werden. Je nach Größe des Investors bezuschusst das Programm 45 % (große Unternehmen) bis 55 % (KMU) der Investitionen für die erneuerbaren Heizungsanlagen, einschließlich der Installation.

Das Programm “ Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft “ ist aus der Zusammenlegung mehrerer industriebezogener Förderprogramme Anfang 2019 entstanden. Zu dieser Fusion gehörte auch das langjährige Programm für solare Prozesswärmeanlagen, das bereits 2013 startete und Teil des Marktanreizprogramms war.

Solarwärme ist trotz guter Förderung eine Nischentechnologie

Für die Jahre 2020 und 2021 gingen beim BAFA 302 Anträge ein, davon 54 für Solarkollektoren (18 %) und 21 für Wärmepumpen (7 %).

Überraschend ist, dass entgegen dem Trend steigender Energiepreise im Jahr 2021 die Anträge für solare Prozesswärme von 37 im Jahr 2020 auf 17 im Jahr 2021 zurückgingen. „Trotz der guten Förderbedingungen sind Solarthermieanlagen in der Industrie immer noch ein Nischenmarkt mit schwankenden Umsetzungszahlen“, sagt Felix Pag, Leiter der Arbeitsgruppe Prozesswärme an der Universität Kassel, der die Auswirkungen des Förderprogramms über mehrere Jahre analysiert hat. Felix Pag stellte auch fest, dass der Anteil der Vakuumröhrenkollektoren in den letzten Jahren zugenommen hat.

Geringe Anzahl an Planern für die solare Prozesswärme

Der Forscher nennt eine Reihe von Gründen, die den Ausbau der solaren Prozesswärme in Deutschland behindern. Zunächst einmal fehlt eine funktionierende Lieferkette. „Nur wenige Planer oder Anbieter von Solarthermieanlagen konzentrieren sich auf Industriekunden, da diese eine relativ anspruchsvolle Kundengruppe sind. Außerdem waren die Gaspreise in den letzten Jahren niedrig, was keinen Druck auf die Industrie ausgeübt hat, ihre Wärmeversorgung zu modernisieren“.

Im Hinblick auf die Marktentwicklung von Biomassekesseln warnte Felix Pag: „Biomasse ist eine einfache Lösung, um die CO2-Emissionen in der Industrie zu reduzieren, aber sie ist viel zu wertvoll, um sie einfach zu verbrennen. Ein Biomassekessel sollte, wo immer möglich, mit Solarkollektoren oder Wärmepumpen kombiniert werden.“

Subventionierte Kollektorfläche zwischen 2013 und 2020

Quelle: BAFA / KfW / Universität Kassel

Nachfrage nach Biomassekesseln übersteigt das Budget

Solarthermalworld.org hat das Wirtschaftsministerium, das für die Förderung zuständig ist, um eine Einschätzung gebeten. Die Presseabteilung des Ministeriums bestätigte, dass die Erwartungen erfüllt wurden und das verfügbare Budget größtenteils ausgeschöpft und sogar bis 2021 verlängert wurde. Modul 2 des Programms für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft verfügte im Jahr 2020 über ein Budget von 58 Millionen Euro, von denen 50 Millionen Euro ausgegeben wurden. Für 2021 plante das Ministerium mit Ausgaben in Höhe von 79 Mio. EUR, die von den tatsächlichen Ausgaben in Höhe von 128 Mio. EUR übertroffen wurden.

Auf die Frage nach den Gründen für die seit Jahren rückläufigen Solarthermie Anträgen behauptete die Pressestelle, dass die geförderte Solarkollektorfläche zwischen 2019 und 2020 zugenommen habe, was im Gegensatz zu den vom BAFA jährlich vorgelegten Zahlen steht. Es könnte sein, dass die Evaluierung des Förderprogramms aufgrund des Personalwechsels im Wirtschaftsministerium nach dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung im Dezember 2021 derzeit nicht hinreichend möglich ist.