Flachkollektoren der Fleischwaren Berger GmbH & CO KG

Fleischwaren Berger ist ein österreichisches Familienunternehmen, dessen Geschichte bis in das Jahr 1890 mit der Eröffnung der ersten Fleischerei durch Michael Berger zurückgeht. Heute wird das Unternehmen in der 4. Generation von Rudolf Berger geleitet und hat seinen Unternehmenssitz noch immer in Sieghartskirchen. Aktuell sind rund 500 Mitarbeiter bei Fleischwaren Berger beschäftigt und der Umsatz des Unternehmens liegt bei 125 Mio. € (2012).

Täglich werden 80..100 t Fleisch bei der Firma Berger angeliefert und hauptsächlich zu Schinken und Wurstprodukten verarbeitet. Hierfür benötigt das Unternehmen jährlich ca. 10 GWh Strom, wovon rund 50 % für die Kälteanlage verwendet werden, und zusätzlich 14 GWh Heizöl für den thermischen Energiebedarf im Unternehmen. Insgesamt wendet das Unternehmen somit jährlich knapp 2 Mio. € für Energie auf.

Um Energiekosten zu sparen und gleichzeitig einen Beitrag zur Schonung fossiler Energieträger zu leisten, entschloss sich das Unternehmen zur Errichtung einer solaren Prozesswärmeanlage, die von SOLID geplant, installiert und Ende Juli 2013 in Betrieb genommen wurde. Die ursprüngliche Planung, die Anlage auf dem Dach der Produktionshalle zu errichten, wurde wegen einer nicht ausreichenden Tragkraft des Daches verworfen. Stattdessen wurde das Kollektorfeld mit 1.067 m² auf einer an das Produktionsgelände angrenzenden Freifläche installiert, wie auf obenstehendem Foto zu sehen ist.

Für das Kollektorfeld wurden verbesserte großflächige Flachkollektoren mit jeweils knapp 12 m² installiert, die neben einer dickeren Dämmung auf der Rückseite der Kollektoren über eine zweite Abdeckung unter der Glasabdeckung in Form von einer hitzebeständigen Folie verfügen. Die maximale Leistung des Kollektorfeldes liegt bei knapp 0,6 MWth.

Die vom Kollektorfeld erzeugte Wärme wird in einem 60 m³ Pufferspeicher zwischengespeichert, der für einen Druck von 4 bar ausgelegt ist und auf bis zu 110° C erhitzt wird. Aus dem Speicher heraus wird die Solarwärme für zwei unterschiedliche Prozesse genutzt: die Vorwärmung des Kesselzusatzwassers und die Warmwasserbereitung, hauptsächlich für Reinigungszwecke. Das rechts stehende Bild zeigt eine Hydraulik der solaren Prozesswärmeanlage bei Fleischwaren Berger.

© Flachkollektor Fleischwaren Berger
Das 1067 m² große Flachkollektorfeld beheizt den 60 m³ Pufferspeicher, der wiederum Wärme für die Prozesse Kesselzusatzwasservorwärmung, Warmwasserbereitung und Lufttrocknung in der Lüftungsanlage zur Verfügung stellt.

Der Zusatzwasserbedarf des Unternehmens an Produktionstagen beträgt ca. 2,7 m³/h und entsteht hauptsächlich durch die direkte Dampfnutzung zum Kochen von Schinken und Wurstwaren.  Das benötigte Frischwasser wird nach der Wasseraufbereitung durch die Wärmerückgewinnung aus der Kälteanlage auf ca. 30°C vorgewärmt und anschließend von der solarthermischen Anlage auf bis zu 95°C erhitzt. Der restliche Energiebedarf wird durch den Dampfkessel bereitgestellt.

Der hohe Warmwasserbedarf von 7 m³/h der Firma Fleischwaren Berger resultiert hauptsächlich aus dem hohen Reinigungsbedarf zum Sicherstellen hygienischer Produktionsbedingungen. Zusätzlich wird der Warmwasserkreis zum Trocknen der Lüftungsanlage genutzt, um eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Hierfür wird das ebenfalls durch Wärmerückgewinnung auf 30 °C vorgewärmte Frischwasser durch die Solarwärme auf bis zu 70°C aufgeheizt.

Der Systemanbieter SOLID garantiert Fleischwaren Berger einen jährlichen Ertrag aus der solaren Prozesswärmeanlage von 500 MWh/a (~ 470 kWh/m²bruttoa). Hieraus ergibt sich unter Berücksichtigung der Gesamtkosten der Anlage von 738.500 € inkl. Integrationskosten sowie einer Nutzungsdauer von 20 Jahren ein solarer Wärmepreis von ca. 75 €/MWh (ohne Förderung). Da aber Fördergelder aus der österreichischen Großanlagenförderung und regionale Fördergelder in Anspruch genommen werden konnten, lag die Förderquote bei 65 %, wodurch die solaren Wärmegestehungskosten für Fleischwaren Berger knapp 27 €/MWh betragen. Die solare Deckungsrate liegt aufgrund des hohen thermischen Energiebedarfes bei knapp 5 %.

Durch die solare Prozesswärmeanlage spart sich die Firma Fleischwaren Berger jährlich ca. 62.500 l Heizöl und entlastet die Umwelt durch einen um rund 163 t CO2 verringerten Treibhausgasausstoß.