Solare Papierfabrik

Condat ist Teil der Lecta-Gruppe, einem der führenden Hersteller und Vertreiber von spezialpapieren für Etiketten und flexible Verpackungen, beschichteten und unbeschichteten Papieren für den Verlags- und Werbedruck sowie für Printmedien in Europa. Die Fabrik von Condat in Lardin-Saint-Lazare mit ihren rund 500 Mitarbeitern verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 450.000 Tonnen beschichtetem Papier, wobei ein hoher Energiebedarf vor allem durch direkte Dampfnutzung in den Produktionsprozessen besteht.

Seit Januar 2019 liefert eine solare Prozesswärmeanlage mit gut 4.210 m² Flachkollektoren erneuerbare Wärme, um einen Teil des Energiebedarfs zur Papierherstellung bereitzustellen. Die Wärme der Solaranlage wird eingesetzt, um den hohen Energiebedarf von ca. 9,75 GWh/a zur Vorwärmung des Zusatzwassers für die Dampfkessel anteilig zu decken. Als Quelle für das Zusatzwasser wird der Fluss Vézère genutzt. Das Flusswasser wird hierzu zunächst demineralisiert und anschließend von der Solaranlage auf bis zu 90 °C aufgeheizt. Zum Zwischenspeichern der Solarwärme wird ein 500 m³ großer Pufferspeicher genutzt. Über das Jahr ist eine solare Deckungsrate von 40 % bezogen auf die Zusatzwasserentgasung projektiert.

Hydraulikschema der solaren Prozesswärmeanlage bei Condat [Quelle: newHeat]

Die solare Prozesswärmeanlage mit ihrer Spitzenleistung von ca. 3,4 MW war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme die größte solarthermische Anlage in Frankreich und ist die weltweit erste Anlage mit Flachkollektoren, die einachsig dem Sonnenstand nachgeführt werden. Durch diese innovative Realisierung des Kollektorfeldes kann einerseits der jährliche Ertrag der Anlage verglichen mit einer Solaranlage mit fester Neigung um 15 bis 20 % gesteigert werden. Andererseits besteht somit die Möglichkeit Stagnation in Schwachlastphasen bspw. durch Wartungsarbeiten zu vermeiden. Installiert wurde das Kollektorfeld auf einem alten Papierschlammlager der Fabrik, das zu diesem Zweck gereinigt und abgedichtet wurde. Zur Anbindung der solaren Prozesswärmeanlage an die rund 800 m entfernte Fabrik musste auch die Vézère überquert werden, wofür eine alte Brücke instandgesetzt werden konnte. Mit einem Ertrag von ca. 3.900 MWh/a erzielt die Solaranlage durch die Einsparung von Erdgas eine Reduktion der CO2-Emissionen von knapp 1.080 t/a. 

Geplant, finanziert und realisiert wurde die Anlage von dem französischen Unternehmen newHeat, wobei für das Kollektorfeld auf die Expertise des finnischen Unternehmens Savosolar zurückgegriffen wurde, das Solarkomponenten wie den Kollektor entwickelt und baut sowie bereits Erfahrungen bei der Realisierung großer Solarthermieanlagen sammeln konnte.

Bei der offiziellen Einweihung der 2,4 Mio. € teure Anlage, die sich in einer Ausschreibung zur Akquirierung von Fördermitteln für Großanlagen durchsetzen konnte, war auch der Fördermittelgeber ADEME vor Ort, der insgesamt 1,4 Mio. € aus dem Fonds Chaleur als Zuschuss auszahlte.