Trotz der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und einer derzeit sehr guten Förderung für Solaranlagen zur Bereitstellung von Prozesswärme entwickelte sich der Markt in den vergangenen Jahren sehr langsam. Nach einem deutlichen Aufschwung in 2018 entwickelte sank der jährliche Zubau in 2019 und 2020 wieder leicht ab. Für das Jahr 2019 könnte das Auslaufen der Förderung über das Marktanreizprogramm und die neuen Rahmenbedingungen aus der Förderung im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Energieeffizienz in der Wirtschaft zurückgeführt werden, in 2020 könnte die weltweite Corona-Pandemie ein Grund für den Rückgang sein.
Informieren Sie sich hier über die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten und werfen Sie einen Blick auf aktuelle Zahlen zum Markt in Deutschland.
Anwendungen
Die solarthermische Wärmebereitstellung für Prozesse und Anwendungen im industriellen, gewerblichen oder landwirtschaftlichen Bereich hat meist den Vorteil, dass auch in den Sommermonaten ein signifikanter Anteil an Wärme benötigt wird. Dadurch kann die Solaranlage auch in Monaten mit hoher Einstrahlung kontinuierlich Wärme bereitstellen, wodurch sich die Nutzungsgrade der Anlagen und damit auch deren Wirtschaftlichkeit erhöhen.
Die Einsatzmöglichkeiten solarer Prozesswärme sind sehr vielfältig. Das Spektrum kann unterschiedlichste, teils auch kombinierte Anwendung beinhalten, deren Systemkonzepte und Temperaturanforderungen unterschiedlich komplex sein können. Mögliche Anwendungen sind:
- Warmwasser bspw. für Wäschereien oder Großküchen
- Beheizung von Therapie- und Wellnessbereichen (bspw. Bäder und Saunen)
- Einspeisung in betriebliche Warm- oder Heißwassernetze
- Direkte solare Beheizung einer oder mehrerer Prozesse
- Raumluftkonditionierung in Industrie, GHD und Landwirtschaft
Marktübersicht Deutschland
Im August 2012 wurde erstmals eine explizite Förderung solarer Prozesswärme im Marktanreizprogramm mit einem Zuschuss von bis zu 50 % der Gesamtinvestitionskosten aufgenommen. Zum Jahreswechsel 2018 auf 2019 wurde diese Förderung dann abgelöst von einer neun Richtlinie zur Förderung von Energieeffizienz in der Wirtschaft, wodurch die Förderung auf bis zu 55 % für KMU angestiegen ist. Seit August 2012 wurden bis Ende des ersten Quartals 2021 rund 340 Anlagen mit insgesamt knapp 27.000 m² Kollektorfläche unter Inanspruchnahme der Förderung realisiert. Weitere 31 Anlagen mit gut 7.000 m² waren bewilligt und befanden in der Umsetzung. Zusammen mit den rund 4.300 m², die in bekannten Anlagen vor August 2012 realisiert wurden, summiert sich der Markt für solare Prozesswärme in Deutschland derzeit auf ca. 38.800 m² Kollektorfläche verteilt auf 391 Anlagen (Stand 31.03.2021).
Die folgende Abbildung zeigt die geförderte Kollektorfläche der Jahre 2013 bis 2020 aufgeteilt nach dem verwendeten Kollektortyp sowie die Fläche derjenigen Anlagen, die zum 31.03.2021 noch nicht gefördert, aber bewilligt und in der Umsetzung waren.
Durch die seit August 2012 verlässlichen Förderbedingungen im Bereich der solaren Prozesswärme konnte sich verglichen mit der Zeit vor August 2012, in der nur vereinzelt Pilotanlagen meist im Rahmen von Forschungsvorhaben entstanden, ein kleiner Markt für solare Prozesswärme entwickeln, obwohl die Preise für fossile Brennstoffe Ende 2014 stark verfielen und seitdem auf niedrigem Niveau liegen. Dieser Markt wird primär von einigen spezialisierten Planungs- und Installationsunternehmen bedient, die erfolgreich Anlagen projektieren und umsetzen.
Zu Beginn der Förderung, also von 2012 bis 2015, konzentrierten sich die Solaranlagen eher auf einfache Systeme im Bereich von 20..40 m² in kleineren Gewerbebetrieben, Familienunternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Diese bieten in Punkto Planungshorizont, Amortisationserwartung und Energiekosten meist bessere Rahmenbedingungen für die Investition in regenerative Wärmeerzeuger. Fokus in dieser Zeit war das Erschließen der sogenannten Low Hanging Fruits, wie bspw. die Realisierung von solaren Prozesswärmeanlagen zur PKW-Reinigung, Ferkelaufzucht und Biomassetrocknung. Mittlerweile werden auch immer häufiger komplexe Anlagen beispielsweise im Bereich der Bitumenverarbeitung, Oberflächenveredelung oder der Erdgasversorgung realisiert. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Anwendungsfelder der in Deutschland realisierten solaren Prozesswärmeanlagen.
Mit der Zeit konnte neben der Erschließung komplexerer Anwendungsfälle auch eine Tendenz zu wachsenden Anlagengrößen verzeichnet werden, wodurch die mittlere Anlagengröße bereits auf knapp 100 m² gestiegen ist. Auch gibt es bereits ein paar Anlagen mit Kollektorflächen von bis zu 3.000 m² in der Umsetzung. Diese steigenden Anlagengrößen werden perspektivisch auch zum Erreichen der erforderlichen Kostensenkungspotentiale beitragen.
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